Portraitfotografie – unsere Tipps

Hinstellen und knipsen

Portraitfotografie ist doch leicht, scheinen viele Fotografen zu glauben. Nur ist es mit einem: „Stell dich mal eben da hin und jetzt brav lächeln“, eben nicht getan. Will man gute Portraitfotos machen, dann sollte man sich vorher Gedanken dazu machen, was es alles zu beachten gilt.

Gute Stimmung und ein schöner Ort sind wichtige Voraussetzungen für die Portraitfotografie

Passende Definition

Um uns dem Thema anzunähern hilft erst einmal Wikipedia: „Als Porträtfotografie bezeichnet man ein fotografisches Genre, bei dem Porträts von Lebewesen angefertigt werden. … Ziel der künstlerischen Porträtfotografie ist meist das fotografische Herausarbeiten des charakteristischen Wesens des Motivs.“

So wird Rum gemacht. Zu dieser ganzen Atmosphäre passte dann auch das Schwarz-Weiß.

Portraitfotografie ist also tatsächlich mehr als Gesichter zu knipsen. Letztlich geht es immer darum, sich auf die Person gegenüber einzulassen, sie in ihrer natürlichen Umgebung, in ihrem persönlichen Umfeld zu fotografieren.

Passender Ort

Es ist also zunächst einmal wichtig, einen guten Ort für das Portrait auszuwählen. Natürlich geht es bei den Fotos in erster Linie um den Menschen, den ich portraitieren will, aber ein Stück weit eben auch um das, worum sich sein Leben dreht. Den Fußballfan lichtet man daher am Besten im Stadion oder davor ab, den Pfarrer in seiner Kirche, das Kind des Ruhrgebits vor einer Industriekulisse. Die besten Portraits entstehen meiner Meinung nach eben nicht im Studio, sondern mitten im Leben.

Der Verkäufer in der Karibik gehört an den Strand ….
der Speedboatfahrer auf ein Boot …
und der Straßenmusikant auf seine Straße.

Passendes Licht

Ihr werdet Euch denken können, wenn ich für eine natürliche Umgebung plädiere, spreche ich mich auch für ein natürliches Licht aus. Da man vor allem harte Schatten vermeiden und mit weichem Licht arbeiten sollte, empfehle ich, den Blitz wegzulassen. Gute Effekte lassen sich über den Einsatz von Reflektoren erzeugen.

Hier wird dann gleich der Einsatz des Reflektors in Spiegel der Sonnenbrille noch einmal deutlich.

Reflektoren helfen

Reflektoren gibt es zum Zusammenfalten, so kann man sie in einer einigermaßen tragbaren Größe zum Shooting mitnehmen. Verschiedene Wechselbezüge sorgen dafür, dass man unterschiedlichen Belichtungssituationen gerecht werden kann.

So eignet sich der weiße Reflektor zum Aufhellen des Sets, wenn man kühlere Farbtemperaturen erzeugen will.

Ein silberner Reflektor hilft bei extremem Lichteinfall, Schlagschatten zu reduzieren.

Will man eine warme Atmosphäre erzeugen, obwohl der Himmel es nicht so gut mit einem meint, dann hilft der goldene Reflektor.

Der goldene Reflektor macht jünger, ein wenig zumindest ;-).

Aufhellblitz – wenn überhaupt

Wenn es dann doch nicht ganz ohne Blitz gehen sollte, um zum Beispiel eine Gegenlichtsituation aufzulösen, empfehle ich, die Blitzleistung auf ein Minimum zu reduzieren und bestenfalls noch einen Diffusor zu benutzen. Einfach mal verschiedene Einstellungen durchprobieren.

Passendes Objektiv

Bei den meisten Portraitfotos werdet Ihr Wert darauf legen, dass das Hauptmotiv die richtige Schärfe hat und die Umgebung dann verschwimmen darf. Dann solltet Ihr bei Eurer Kameraeinstellung die offene Blende (kleine Zahl) wählen. Auch die ISO sollte nicht zu hoch gewählt werden (auch kleinere Zahl), damit kein störenden Bildrauschen entsteht. Bitte niemals der Kamera die Chance geben, die Auto-ISO zu wählen. Das nutzt die meist zu Eurem Nachteil aus. Ob Ihr dann im AV-Modus mit Blendenvorwahl (möglich) oder komplett manuell (empfohlen) fotografiert ist Eure Wahl. Je mehr Schärfe Ihr dem Hintergrund geben wollt, desto mehr müsst Ihr die Blende schließen (große Zahl).

Offene Blende lässt Unwichtiges im Hintergrund verschwimmen.

Die Brennweite

Die optimale Brennweite eines Portraitfotos gibt es eigentlich gar nicht. Man sollte wissen, dass man im Weitwinkelbereich oftmals Verzerrungen bei den Proportionen vorfinden wird und das ein Gesicht bei einer Brennweite von 50 mm schmaler wirkt als bei einer von 600 mm, die es flacher und damit breiter erschienen lässt. Aber genau diese Effekte könnt Ihr Euch natürlich auch zu Nutzen machen. Mit einer Brennweite zwischen 70 und 90 seid Ihr daher meist gut aufgehoben. Viele Makroobjektive lassen sich übrigens auch sehr gut für Portraits nutzen.

Passendes Motiv

Menschen – Natürlich ist auch die Motivauswahl eine wichtige Grundlage. Ideal ist es, wenn eine lockere Atmosphäre zwischen Modell und Fotograf besteht, in der unverkrampfte Fotos entstehen können. Portraits haben immer auch etwas mit Nähe zu tun.

Tiere – Tierportraits haben den besonderen Reiz, dass die Fotomodelle sich hier überhaupt nicht an die Anweisungen des Fotografen halten und nach seinen Vorstellungen richten.

Alle Fotos: Heinrich Wullhorst für Photoauszeit.de

Veranstaltungstipp

Portaitworkshop mit Heinrich Wullhorst
vom 22. bis 24. Mai 2019 im Sauerland

„Menschen vor und hinter der Kamera“ – https://photoauszeit.de/events/menschen-vor-und-hinter-der-kamera-bildungsurlaub/